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Jakob

Niedergang der Hörkultur

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Hi Holli,

 

vielleicht nur ein Mißverständnis?

 

Wenn ichs recht verstehe, sieht Holger Biermann den Kulturverlust dann drohen, wenn schon die Aufnahme passend zu den Limitierungen des verbreiteten Massenformats direkt verstümmelt wird.

 

Hier mag man ihm zustimmen; ganz hypothetisch gesprochen, wenn erst SACD/DVD-A uns erlauben, die ganze Pracht der analogen Masterbänder zu erleben (da das CD-Format dies nicht zuließ), dann ist es sehr schade, daß es Aufnahmen im 16Bit/44.1 Khz-Format gibt, die nie mehr davon profitieren können.

 

Grüsse

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Hallo Jakob!

 

Ich habe das "Masterband"-Argument schon verstanden. Aber wie relevant sind für mich zuhause oder auf Arbeit oder im Auto oder beim Joggen die letzen Bit, um ein paar Fitzeltönchen zu reproduzieren, die sowieso im Hintergrundgeräusch untergehen?

 

Kultur hat was mit INHALTEN zu tun, nicht mit dem Format. Das ist nur Transport und Speichermedium. Und der technische Fortschritt bei den digitalen Medien ist ein Beschleuniger in der Verbreitung der Inhalte, nicht mehr und nicht weniger.

 

Vielleicht beschränke ich aber doch mal auf den Begriff "HÖR-Kultur". Als ich vor mittlerweile 20 Jahren anfing, mich intensiv mit Musik zu beschäftigen, hab' ich mir meine monatliche LP vom Taschengeld abgespart. Erwartungsfroh in den Plattenladen gepilgert, mit schweissnassen Händen das 12"-Cover betrachtet, die Scheibe noch schnell auf Kratzer geprüft und mit der Beute nach Hause. Dort wie vor einem Altar kniend die Platte aufgelegt, vorsicht die Nadel aufgesetzt und dann eine Stunde vor der Anlage sitzend und die Lyrics mitlesend das neueste Machwerk meines Idols genossen.

Diese Zeremonie gibt es heute nicht mehr. Musik ist allzeit verfügbar und hat daher inflationär an Wert verloren. Aber ich höre mehr Musik als damals, entdecke mehr neue Musik und mein Repertoire hat eben nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zugelegt.

Im übrigen war die Klangqualität der Anlage meiner Teenager-Tage jenseits von gut und böse. Jeder Aldi-Diskman ist um längen besser. Aber das war nicht wichtig. Auch damals kam es letztlich nur auf die Inhalte an. Genauso wie heute. Und gerne auch Datenreduziert.

 

Aber wer den Genuss einer 96kHz-Aufnahme von Sarah K. für den Gipfel der Hörkultur hält, bitteschön, ich bin ja tolerant ;-)

 

Gruß, Holli :-)

 

 

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Hi Holli,

 

der springende Punkt ist, daß die letzten Fitzelchen auch dann nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn Du sie doch hören würdest.

 

Ohne jetzt die Debatte über die Unzulänglichkeiten von MP3 neu aufrollen zur wollen, die Meinungen gehen sehr stark auseinander.

 

Sicher hat Kultur etwas mit Inhalten zu tun, aber die Idee etwas möglichst zu perfektionieren, ist ebenfalls Inhalt, und bislang die Triebfeder zur Vervollkommnung der Aufzeichnungstechnik gewesen.

Sich von dieser Idee mutwillig zu verabschieden hat insofern doch etwas mit Kulturverlust zu tun.

 

Welche Wertschätzung man dem Inhalt entgegenbringt, ist eine zweite Frage; wenn es so ist wie Du sagst, kann es zweierlei bedeuten, entweder man konsumiert immer mehr des immer weniger wertgeschätzten und Musikverpackung und letztendlich Inhalt sind auf dem Weg in die vollkommene Beliebigkeit, oder die Handlung an sich verliert nur ihren Fetischcharakter, aber der Inhalt erfreut sich umso größerer Beliebtheit und Aufmerksamkeit.

Ich habe gelinde Zweifel an der (positiven) zweiten Aussicht, aber der Verzicht auf bestmögliche Speicherung wäre ganz ohne Zweifel ein gewaltiger Rückschritt.

 

Grüsse

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Hi Jakob,

 

die Missverständnisse liegen, und das nicht zu knapp, bei Biermann. Nahezu alle seine Prämissen wie die daraus folgenden Schlüsse sind Blödsinn; ich will nur auf das Argument der "schlechteren Aufnahme" eingehen: NOCH NIE war das technische Niveau so hoch in den Studios, und das wird auch nicht sinken wg. mp3 oder was auch immer.

 

>>ganz hypothetisch gesprochen, wenn erst SACD/DVD-A uns erlauben, die ganze Pracht der analogen Masterbänder zu erleben

 

Häh? Wie kommst Du zu dieser Aussage? Was ist denn auf den Masterbändern 'drauf, was nicht mit 16bit PCM/44.1 kHz Abtastrate kodierbar UND von menschlichen Ohren wahrnehmbar ist?

Die Argumentation erinnert an die Vinyl-Freaks, die, bloss, weil ihr hyperteures MC THEORETISCH auch 100 kHz in Spannung umwandeln kann - dabei wird vergessen, dass das kein Schneidstichel schafft, die hochhypothetische zusätzliche Information schon in der STudiosignalkette davor "verloren" ging, alle SAUBEREN Tests zu "hören jenseits von 20 kHz" negative Resultate brachten, und die Auslenkbarkeit bei den hohen Frequenzen so gering ist, dass ein hochhypothetisches Signal eh' im Rillenrauschen unterginge - allen Ernstes glauben, eine CD würde nicht alle Information der Schallplatte enthalten... Und sie haben Recht: keine zum Innenbereich abnehmende Informationsdichte - da war Edisons Walze schon besser ;-), kein zunehmender Klirr, kein Rillenrauschen, kein Knistern/Knacken, kein Rumpeln - wirklich ein relevanter Informationsverlust, der der Nachwelt unbedingt erhalten werden muss!!!

 

 

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Hi Holli,

 

nett, dass Du einmal wieder da bist :-). Deine Gedanken kann ich nur vollkommen unterschreiben - irgendwelche "Kulturverluste" befürchten muss nur der, dessen "Substanz" in der Exklusivität bestimmter Dinge beruht, und nicht in ihm selbst. Ich kann zwar mit der aktuellen Mucke der Kiddies nicht allzuviel anfangen; es freut mich aber, dass sie die 100,000 DM-Vinyldreher-Authorität solcher Witzfiguren wie Biermann eben nicht anerkennen, sondern lieber noch schnell ein paar files auf ihren mp3-Player rüberbeamen ;-). Auch freut es mich, dass ich dank mp3-Player mit 200GB im Auto wirklich alle meine Musik und diverse Hörbücher parat habe, um mich vom einheitsmusikbreiunterbrochenen Werbegestammel befreien zu können, und bin froh, dass ich eine bestimmte CD mit einer bestimmten Musik nicht mehr in 1) eigener Wohnung 2) Auto 3) Wohnung der Freundin 4) Auto der Freundin 5) Wohnungen guter Freunde suchen muss, da das "Original" eh' nach Kauf geradewegs im Keller verschwindet, und der INHALT replizierbar ist...

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Hi Rob!

 

Fein, dass wir uns da verstehen ;-)

 

Nur interessehalber: Mit welcher Apparatur kriegt man den denn 200GB ins Auto? (nicht das ich dass jetzt noch brauchen würde, nachdem ich jetzt kaum noch fahren muß ;-))

 

Gruß, Holli.

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"NOCH NIE war das technische

Niveau so hoch in den Studios, und das wird auch nicht sinken

wg. mp3 oder was auch immer."

 

Dem ersten Teil hat Biermann nicht widersprochen, der zweite Teil ist spekulativ.

Er hat nur die Meinung formuliert, daß ein echter Kulturverlust drohe, wenn sich die Aufnahme (-Speicherseite) der Komprimierung des meistgehörten Wiedergabezweiges anpassen würde.

 

Den Schluß kann man wohl nicht unsinnig nennen, ob es überhaupt in Erwägung gezogen wird- hier spekuliert Biermann sicher ebenfalls.

 

 

"Häh? Wie kommst Du zu dieser Aussage? Was ist denn auf den

Masterbändern 'drauf, was nicht mit 16bit PCM/44.1 kHz

Abtastrate kodierbar UND von menschlichen Ohren wahrnehmbar

ist?"

 

Aufgrund der systemspezifischen Schwächen ist das CD-Format nicht ausreichend. Das mag eine schmerzliche Erkenntnis sein, aber sie ist eigentlich kaum bezweifelbar.

 

"Die Argumentation erinnert an die Vinyl-Freaks, ...."

 

Das muß ja nicht an der Argumentation liegen. Bitte zieh in Betracht, daß Du hier der Erkenntnis hinterherhinkst. :)

 

Grüsse

 

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Hi Holli :)

 

Grundsätzlich kann ich Dir schonmal zustimmen und würde noch um einige Punkte ergänzen wollen.

Sein Beitrag strotzt IMO vor Fehlern, die einem Redakteur einer HiFi "Fachzeitschrift" nicht unterlaufen sollten.

Beispielsweise fallen Frequenzen unterhalb 20Hz keinem grundsätzlichem Filter zum Opfer.

Ebenso bietet eine Platte da (diesbezüglich) nicht mehr - schon gar nicht oberhalb 20KHz!

Wenn die Vorlage Digital ist -und das ist inzwischen beinahe die Regel- darf

man ein Vinyremastering durchaus als verlustbehaftetes Sounddesign verstehen...

Warum hingegen bei der Produktion selbst spätestens bei 20Hz (eher höher)

der CowShelf greift ist ein anderes Thema und sprengt hier meines Erachtens den Rahmen.

Dazu dürfte man aber von mir irgendwo was im Archiv finden.

 

Die Vision von datenreduziertem Produzieren entspringt nun wirklich nicht einer

logischen Erwägung, sondern vielmehr absolutem Unwissen, denn Datenreduzierung kostet Power!

Niemand würde auf dem Produktionsweg seine 40Kanäle per Datenkompression ausbremsen!

Lineares PCM ist auch für die Peripherie ein derart durchgesetztes Format,

dass unter anderem dieses der Grund ist, warum SACD eher Verschlechterungen bringt!

 

Aber selber Schuld...warum habe ich den Quatsch überhaupt gelesen ;)

 

Besinnlicher Gruss

 

Michael

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>Aber selber Schuld...warum habe ich den Quatsch überhaupt

>gelesen ;)

 

Weil ich den Link wie auf dem Präsentierteller reingestellt habe? Werde also in Zukunft die Hemmschwelle etwas höher legen, um deine kostbare Zeit zu sparen ;-);-)

 

Man muß sich vielleicht mal die Frage stellen, was von dem Informationsmüll, den unsere Generation zu verzapft, für die Nachwelt überhaupt noch erhalten bleibt. Eine CD zB., geschweige denn das dafür notwendige Abspielgerät, wird nicht im mindesten die Haltbarkeit erreichen wie etwa eine altsumerische Tontafel mit Keilschrift drauf.

 

An Ramses II. und Nebukadnezar wird man sich auch in tausenden von Jahren noch erinnern können - an Britney Spears nicht. Gott sei Dank!

 

Holli ;-)

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Hai Holli :)

 

Japp - Du hast Schuld!

Aber so haben vielleicht einige etwas gelernt und der Bericht wird evtl. hinterfragt?

Im Grunde war ja das beantworten Deines Beitrags eine Freude.

Während man aber so tippert fragt man sich eben doch schon was das (grundsätzlich) soll.

 

Die Frage nach den schützenswerten Werken ist natürlich nicht so leicht objektiv zu handlen.

Ich persönlich würde sicherlich andere Künstler nennen als der Durchschnittskonsument.

Aber auch früher gab es Huber Kah, Polonäse Mayonäse, Dick&Doof und den kleinen grünen Kacktus.

Schwer drüber zu richten ob Britney Spears oder Matrix da wirklich schlimmer ist.

Selbst in 20-30 Jahren wird man vermutlich noch wissen wer Bohlen ist.

Schon jetzt wissen die meisten nicht wer Ryuichi Sakamoto ist ;)

 

Aus dem Blickwinkel 100te oder gar 1000de von Jahren denke ich ebenfalls

unsere Musikkultur wird keine tiefen Spuren im Sand hinterlassen.

Lyrisch betrachtet vergeht das meiste in 30-40 Jahren wie ein Pups im Sturm!

 

Worüber Cäsar gelacht oder gesteppt hat will man aber sicher heute auch nicht mehr wissen !

 

Besinnlicher Gruss

Michael

 

PS. Nebukadnezar....hmmmm....war das nicht der Heimatort in "Matrix"?

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Hi Holli,

 

haltbar sind die Tafeln. Wenn aber die alten Perser bzw. Griechen nicht auf die Idee gekommen wären, zweisprachige Inschriften herzustellen, wüßten wir heute nicht, was draufsteht ;-)

Aber zugegeben: Gilgamesch war Jahrtausende der Star :D

 

Gruß

 

Micha L

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Hi,

 

guckst Du hier: http://www.dension.com/main.php?pageid=62&topid=42&pid=48. Da die 137er Grenze kein Problem ist, sollte auch eine 400er kein Problem sein ;-). Das Gerät ist mit einem Einbaurahmen im Handschuhfach untergebracht und wird mit einem mounting frame wie eine Wechselfestplatte in den Compi gesteckt, um neues Zeugs zu laden; die Bedienung erfolgt bei mir über ein Satteliten-Display, das mittels liebevoll gefräster Edelstahlblende da sitzt, wo P. sonst früher die Aschenbecher verbaut hat ;-)...

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Hi,

 

ist es nicht vielmehr so, dass durch den Abstraktionsgrad von "Wissen" - ob Musik, Mathematik, Literatur, kann alles gleichermassen in bits und bytes gepackt werden - sogar die Chancen für ein "Ueberleben" interessanter Dinge steigen? Eine einzigartige Tontafel ist verloren, wenn sie bricht, und jeder Abdruck ist verlustbehaftet. Irgendwann werden alle Madonna-CDs nicht mehr lesbar sein - aber die Musik wird, konvertiert in dann aktuelle Formate, in holographischen Festkörperspeichern oder Bio-Chips oder was auch immer, weiterexistieren können. WENN es also genügend Interesse an Hupfdohlen wie B.S. gibt, wirst Du ihr auch in 100000 Jahren nicht entgehen können - naja, hoffen dürfen wir dennoch ;-)!

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Hi Rob,

 

natürlich gibt es inzwischen Tontafel-Datenbanken mit 3-dimensionaler Abbildung der Fundstücke, wenn ich mich nicht irre, sogar verschieden beleuchtet.

Damit können sich Fachleute weite Reisen zum Original zwecks Kollationierung sparen.

 

Gruß

 

Micha L

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Ob man es nun "strotzt vor Fehlern" nennt oder nicht, der Artikel enthält ein paar Fehler (oder Ungenauigkeiten), die nicht hätten sein müssen.

 

Aber Biermann spricht hier von einer "gut aufgenommenen" LP und man darf wohl "gut produzierten" ergänzen, die da "mehr böte" und das ist so verkehrt nicht.

Zumindest _kann_ eine Schallplatte oberhalb von 20 kHz mehr bieten, über den Bereich unterhalb von 20 Hz kann man höchstens streiten. (Es böte sich ein Blick ins Red Book an; wie war/ist der Frequenzumfang der CD spezifiziert? )

 

Er spricht von einer Aufnahme mit "reduziertem Aufwand", dies muß ja nicht zwangsläufig bedeuten, daß schon bei der Aufnahme/Mix/Mastering mit MP3-Codecs gearbeitet wird (obwohl auch hier die Zunahme an Rechenleistung dies sicher nicht für immer und ewig schwierig erscheinen ließe ), die Überlegung liegt nahe, daß man vielleicht auf ein paar Bits hier und da sowie auf die eine oder andere Oktave nach oben hin verzichten könnte.

 

 

Grüsse

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Hi Jakob,

 

Eigentlich will ich gar nicht über Frequenzen unterhalb 20Hz streiten.

Ich habe Dir erklärt wie es bei CD ist und somit ist das Thema für mich abgehakt ;)

Du kannst Dir natürlich gerne Quellen oder HPF suchen...vielleicht mal als Selbstversuch eine CD mastern....

 

Was eine (objektiv) "gut aufgenommenen" LP ist wäre vielleicht ein interessantes Thema.

Üblicherweise sind Vinylmaster weit unter 20KHz begrenzt.

Dazu kommen noch alle möglichen (nötige!) Frequenz- und Phasenspielerein sowie Komprimierungen.

Da die Bedeutung von Vinyl nun seit über 2 Jahrzehnten glücklicherweise

nahe Null geht, möchte ich allerdings nicht noch mehr zum Thema vortragen.

 

Die Sache mit dem "reduziertem Aufwand" ist tatsächlich nicht eindeutig.

Trotzdem würde ich es in diesem Zusammenhang weiterhin so verstehen.

Strotzt also IMO nicht nur vor Fehlern, sondern ist auch noch uneindeutig und ungenau :)

 

 

Musikalischer Gruss

Michael

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Hi,

schade an der ganzen mp3-Geschichte ist aber doch irgendwie der Einzug der Bedeutungslosigkeit. Wie Du schon schreibst: das Original verschwindet im Keller... Wobei Du offenbar immerhin noch ein Original hast, die meisten Jugendlichen haben oft gar keine mehr. Wenn ein Azubi 15000 files "besitzt", wo hat er die wohl her? In der Menge geht jeder einzelne Track unter, die Musik ist nichts wert, hat ja auch tatsächlich nichts gekostet. Der Musiker, so es einen solchen dahinter gibt, sieht seine Musik als Tauschobjekt, gut für vier Minuten und dann vergessen. Die Masse der Musik kann also ruhig möglichst primitiv daherkommen, wozu Aufwand in Cover stecken wenns doch in den Keller geht. Wozu im Zweifel Originaldynamik wenn sie der Widergabe im mp3Player beim Joggen eher hinderlich ist.

Natürlich hat mp3 unbestreitbare Vorteile, so wie ja auch ein Taschenbuch seine Vorteile gegenüber einer gebundenen Ausgabe hat.

Ich persönlich lege aber Wert auf ein Cover, wenn möglich aus Pappe, mit Heftchen und vielleicht Lyrics, oder Infos zur Aufnahme, zu den Musikern etc etc. Ich trinke Wein halt auch nicht aus Pappbechern..

 

Übrigens glaube ich nicht dass B.S. Aufnahmen die Zeit lange überdauern, höchstens B.S. Aufnahmen optischer (vielleicht holographischer) Natur :-)

 

Grüsse

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Moin!

 

Ich will nochmal, weil mir das persönlich so wichtig erscheint, auf den Punkt der Inflation eingehen.

 

Ausgangspunkt ist der Fortschritt bei den Übertragungs- und Speichermedien. Auf Schellack folgt Vinyl, dann CD, dann DVD, dann Festplatte. Auf Dampfradio folgt UKW, dann Digitalradio, immer mehr Kanäle, schließlich Internet. Mit jeder Entwicklungsstufe wird der Inhalt freier verfügbar, besser handhabbar, dauerhafter konservierbar.

 

Als Nächstes passt sich das Verhalten der Verbraucher an. Die Mehrzahl findet es einfach geil, das wonach ihnen grade in diesem Augenblick der Sinn steht, auch sofort verfügbar zu haben.

 

Aber das Budget (sowohl Geld als auch Zeit), das dem Konsumenten zur Verfügung steht, bleibt gleich. Obwohl das Angebot aufgrund der technischen Entwicklung schier ins Uferlose steigt, gibt es bei der Nachfrage eine natürliche Grenze. Es ist ein Grundgesetz der Marktwirtschaft, dass sich der Wert und der Preis des feilgebotenen Artikels dann zwangsläufig reduzieren muss.

 

Damit ist der Wert- (und Bedeutungs-)verlust von Musik erstmal durch durch "naturgegeben". Und in diesem Licht mutet der Preis für ein Stück bei iTunes und Konsorten von 99Cent wie gloppierender Realitätsverlust bei der Musikindustrie an. Und weil die Industrie ihre Geschäftsmodelle nicht denn Gesetzen des Marktes anpassen will, ändert man halt schnell mal ein paar Gesetze, um genau das Konsumentenverhalten zu kriminalisieren, das man zum größten Teil mitverschuldet hat. Prima!

 

Der individuelle Konsument dagegen bewegt dabei nur im Rahmen dieses Angebotes und im Rahmen seiner eigenen intellektuellen Möglichkeiten. Heutzutage hört jeder genau die Musik in genau der Qualität, die er verdient ;-)

 

Die Analogie mit Wein und Pappbechern greift IMHO nicht wirklich. Der Pappbecher wurde ja eher für Cola entwickelt...

Folgenden Vergleich halte ich für treffender: Früher mussten die Leute hart für ihr Brot arbeiten, Grundnahrungsmittel waren teuer (und viel wert). Heute sind die Semmeln aufgrund des technischen und gesellschaftlichen Fortschrittes leicht verfügbar und viel billiger (und noch genauso viel (Nähr-)wert). Aber möchte ich deshalb wieder in die "gute" alte Zeit zurück? Natürlich nicht....

 

Fazit: Wenn überhaupt, dann ist diese Angebotsvermehrung verantwortlich für den Bedeutungsverlust des einzelnen Musikstückes, und nicht die eventuelle Datenreduzierung!

 

Gruß, Holli :-)

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Hi Hob,

 

>>schade an der ganzen mp3-Geschichte ist aber doch irgendwie der Einzug der Bedeutungslosigkeit. Wie Du schon schreibst: das Original verschwindet im Keller... Wobei Du offenbar immerhin noch ein Original hast, die meisten Jugendlichen haben oft gar keine mehr.

 

Ich glaube, das ist individuell sehr unterschiedlich... Ich habe mich nie besonders für die Cover, spezielle farbige oder Photo-Vinyls usw. interessiert, sondern für den Inhalt, und da ist mir die Form solange egal, solange sie mir eine einfache Handhabung erlaubt. Insofern war der Weg von Vinyl über CD übe MiniDisc im Auto zu schlussendlich mp3 zuhause ("autarker" mp3-Spieler, kein Compi) und im Auto nur logisch ;-). Ich weiss aber auch aus dem Freundeskreis, dass es eben Sammlertypen gibt, für die die physische Inbesitznahme sehr wichtig ist, die lange nach bestimmten seltenen Pressungen suchen etc. Hier muss jeder seinen Weg finden.

 

>´>Der Musiker, so es einen solchen dahinter gibt, sieht seine Musik als Tauschobjekt, gut für vier Minuten und dann vergessen. Die Masse der Musik kann also ruhig möglichst primitiv daherkommen, wozu Aufwand in Cover stecken wenns doch in den Keller geht.

 

Hm, auch wenn ich gerne über den Musikgeschmack der Kiddies ablästere - was für einen grauslichen Schrott hat man uns damals in den Spätsiebzigern/frühen 80ern angedreht :-)! Ich glaube, das Hauptproblem ist, dass die Musikverwertende Industrie noch nicht erkannt hat, dass hier ein Paradigmenwechsel stattfindet, und meint, noch mehr Werbekohle in lausige Mega-Acts zu stecken. Dabei ist gerade Internet sowie die Tatsache, dass es noch nie so preiswert war, hochwertige Mehrspuraufnahmen anzufertigen, eine grosse Chance für viele viele kleine acts, die ihre preiswert - mitnichten schlecht! - produzierte Musik dem geneigten Hörer per Internet darbieten. Dass das musikverwertende Industrie wie auch Händler nicht gut finden, ist etwas anderes... Ich denke übrigens, dass für die Künstler sogar bessere Zeiten anbrechen könnten - man erreicht auch mit Spartenmusik bei Präsentation im internet ohne grossen Werbeaufwand viele Leute, und selbst wenn der mp3-Gegenwert einer heutigen CD deutlich günstiger als diese vom Musiker angeboten würde, bleibt dem immer noch mehr in der Tasche. Wir sehen hier schlicht die Entmachtung resp. Überflüssigkeit einer INDUSTRIE, die den Künstlern selten gut getan hat, durch technologischen Fortschritt - das kann ich nur rückhaltlos begrüssen.

 

>>Wozu im Zweifel Originaldynamik wenn sie der Widergabe im mp3Player beim Joggen eher hinderlich ist.

 

Ich habe früher wirklich meine Klassikaufnahmen MD fürs Auto beim Rippen komprimiert - der mp3-Player hat aber eine mittelprächtig gut funktionierende Kompression an Bord, so dass ich nun auch darauf verzichten kann, und trotzdem beim Offenfahren nicht nur totkomprimierte Musik hören kann :-). Ausserdem ist die Dynamik - im Gegensatz zur ach so tollen Schallplatte - nicht technisch begrenzt....

 

>>Natürlich hat mp3 unbestreitbare Vorteile, so wie ja auch ein Taschenbuch seine Vorteile gegenüber einer gebundenen Ausgabe hat.

 

Eben, hier reden wir von PERSÖNLICHEM GESCHMACK/MEINUNG, da kann man schlicht nicht streiten - für mich tuts auch ein Taschenbuch.

 

>>Ich persönlich lege aber Wert auf ein Cover, wenn möglich aus Pappe, mit Heftchen und vielleicht Lyrics, oder Infos zur Aufnahme, zu den Musikern etc etc. Ich trinke Wein halt auch nicht aus Pappbechern..

 

Gut, beim Wein bin ich wiederum extrem kritisch; wenn nur Pappbecher greifbar, bevorzuge ich dennoch den direkten Griff zur Flasche :-). Da der Hauptvorteil einer SChallplatte - das Riesencover - eh' durch diese Winzheftchen der CDs ersetzt wurde, freue ich mich, dass ich mit den aktuellen IDTags überhaupt keine Probleme habe, einen Haufen an Information bez. Komponist/Interpret/Lyrics sowie einen scan des covers mit in das mp3-File zu stopfen :-). Wenn dann der standalone-mp3-player/DVDP/DVD-Recorder/Tunerbox Plasmapanel/digitale Vorstufe durch den HTPC ersetzt werden, kann ich alle mich interessierenden Infos auf dem Touchscreen des HTPC oder auf dem Plasma anschauen - habe jetzt endlich jemanden gefunden, der meine Vorstellungen bezüglich Gehäuse realisieren kann, und bin gerade dabei, Komponenten einzukaufen :-)...

 

 

>>Übrigens glaube ich nicht dass B.S. Aufnahmen die Zeit lange überdauern, höchstens B.S. Aufnahmen optischer (vielleicht holographischer) Natur

 

Jeep! Wobei, mein Fall ist sie überhaupt nicht...

 

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Hi,

 

ziemlich schlaue Ausführungen ;-)! Ich denke aber, dass die Entwicklung zulasten der INDUSTRIE und nicht zulasten der MUSIKSCHAFFENDEN gehen wird - wir (er)leben halt momentan eine Zeit der Umbrüche, und kaum ein Industriezweig gleicht sich so lausig an der Realität ab wie die Flitzpiepen der grossen Musikverwerter. Da setzen die einen Haufen etablierte Künstler, die über Jahre hinweg immer mittelprächtig ohne grosse Werbetrommel ihr Zeugs verkaufen konnten, vor die Tür, und stecken die letzten Kröten der Kriegskasse in stereotype Hupfdohlen, deren Halbwertszeit unter der eines kühlen Pils am Strandbad liegt - Lemminge? Todessehnsucht? Oder nur total dämlich?

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Natürlich, die Künstler werden überleben, zumindest die guten und die schlauen, um die anderen ist es eh net schade ;-)

 

Mittlerweile macht die Konzert-Branche fast doppelt soviel Umsatz wie die Plattenpresser. Find ich auch richtig so, wer mit Musik sein Geld verdienen will, soll halt ordentlich dafür arbeiten: spielen, spielen, spielen....

Ein guter Orchestermusiker muß für seine Brötchen ja auch richtig malochen, und der kann was.

Aber die Jugend von heute denkt halt, mit 3 Akkorden und einer selbst prozierten Demo auf'm Soundblaster kommt man gleich bei MTV auf die Heavy Rotation.

 

Gruß, Holli :-)

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Das Problem ist meines Erachtens nicht der Preis.

Wir im Osten haben früher sämtliche Musik vom Radio aufgenommen. Als dann auf dem Schwarzmarkt Westplatten erhältlich waren, haben wir für eine Scheibe 80 - 100 Mark bezahlt, bei geringem Monatsverdienst (z. B. ca. 1000 Mark). Die Wertschätzung für die Musik hat sich nicht geändert. Manchmal waren es die gleichen Stücke.

Aber heute ist ein Großteil der populären Musik künstlerisch minderwertig, entsprechend dem Fastfood.

 

Gruß

 

Micha L

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Hi!

 

Deinem Fazit stimme ich natürlich zu, obwohl ja doch die Datenreduzierung das grosse Angebot erst möglich macht.

Aber noch etwas ist mitverantworlich, nämlich selbverständlich die Industrie. Da werden "Superstars" öffentlich gezüchtet/geklont und der Zuschauer sieht: singen kann jeder! Jedenfalls gut genug um Superstar zu werden. Hauptsache das coaching stimmt. Das solche Superstars mit 5monatiger Halbwertszeit ein Eigentor sind wird irgendwann auch der letzte merken..

 

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich besitze schon lange keine LPs mehr. Aber auch bei CDs möchte ich halt etwas in der Hand haben.

Gestern habe ich mir Dizzy Gillespie / jambo caribe gekauft. Pappcover :-) ein Heftchen mit etwas artwork und Infos, alles sehr nett gemacht. Lade ich mir das nun im Internet dann hätte ich bei 99cent/stck also grad mal 8EUR bezahlt für 8 mp3s. Sonst nix! Wenn man wie Rob nur genau das will ist das sicher immer noch teuer, aber ich will halt das drumherum und zwar in der Hand ;-) Das ist wohl nur Gefühlssache..

 

Grüsse

 

 

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Hi Micha,

 

ich glaube, dass auch heute noch sehr gute Musik gemacht wird, und dass ich sehr vieles davon nie hören werde. Die "populäre", d.h. marketinggerechte Musik wird gepusht, im Rundfunk herrscht akustische Monokultur, und man braucht Zeit, interessante neue Sachen zu finden. Das beste an meiner Studentenzeit war, dass ich soviel Zeit hatte, mich umzuhören - jetzt höre ich im Wesentlichen Interpreten, die ich noch aus dieser Zeit kenne, und nur selten stolpere ich mehr zufällig über etwas Neues, was mir gefällt - das dann meist im www, nicht beim örtlichen Monokultur-Dealer ;-).

P.S.: Auch "wir im Westen" haben früher viel im Radio aufgenommen - keine Überkomprimierung, kein Reingequassel, keine Werbung - mein Gott, hatte ich eine paradiesische Kindheit :-)...

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