Startseite » News » Allgemein

gfu: Die Renaissance der Schallplatte

26 Januar 2005

Vinyl-Tonträger erfreuen sich wachsender Beliebtheit –
Absatz von Plattenspielern steigt.

Totgesagte leben länger – das gilt auch für die analoge Schallplatte.

In den neunziger Jahren war sie schon fast vollständig vom Markt verschwunden. Jetzt meldet sich die schwarze Scheibe zurück – mit stabilen Verkaufszahlen, die auf eine treue Gemeinde von Liebhabern des betagten Mediums schließen lassen. Die Talsohle ihrer Karriere erreichte die Vinyl-Schallplatte vom 1995 bis 1997: Damals gingen nur noch 400.000 Exemplare pro Jahr über den Ladentisch. Seither ging es wieder aufwärts – auf jeweils eine Million verkaufter Schall-platten in den Jahren 2001 bis 2003. Entsprechend entwickelten sich auch die Verkaufszah-len von analogen Plattenspielern. So meldet die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kom-munikationselektronik (gfu), Frankfurt, nach etlichen Jahren rückläufiger Verkäufe für das Jahr 2003 erstmals wieder steigenden Absatz – auf 82.000 Exemplare. Das entspricht einer Steigerung von knapp neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2004 rechnen die Markbeobachter sogar mit 84.000 verkauften Plattenspielern. Im Vergleich zu 2003 also mit einem um 3,2 Prozent höheren Absatz, Tendenz weiterhin leicht steigend.

So richtet sich die Schallplatte offenbar auf lange Sicht in einer überschaubaren, aber sogar wirtschaftlich durchaus beachtlichen Nische ein – ganz anders als die meisten anderen Me-dien-Formate, die von moderneren Nachfolgern abgelöst wurden. Die vehementesten An-hänger der schwarzen Scheibe führten dafür schon immer Qualitäts-Argumente ins Feld: Analog aufgezeichnete Musik, so ihre These, klinge einfach wärmer und habe eine höhere klangliche Präsenz als digital verarbeiteter Ton. Diese Debatte hat sich heute angesichts immer besserer digitaler Verfahren allerdings erledigt. Die Liebe zum Vinyl hat offenbar noch andere Gründe. Dazu gehören zum Beispiel die großen, zumeist künstlerisch anspruchsvoll gestalteten Plattenhüllen, die den Tonträger oft zu einem Gesamtkunstwerk ergänzen. Nicht nur kleine Labels, sondern auch große Musik-Konzerne pflegen deshalb heute noch liebe-volle, technisch besonders sorgfältig produzierte Vinyl-Editionen, darunter viele Wieder-Veröffentlichungen legendärer Aufnahmen aus Klassik, Jazz und Rock-Musik. Aber auch die Disc-Jockey-Szene trägt zur anhaltenden Vinyl-Nachfrage bei: DJs, die ihren Job samt Scratch-Einlagen und gemixten Übergängen längst zu einer eigenen Kunstrichtung entwickelt haben, kommen ohne analoges Arbeitsmaterial trotz professioneller DJ CD-Playe kaum noch aus. In den Clubs und Discotheken zelebrieren sie ihre Kunst – den besten folgt einer Karawane gleich eine Schar von Fans teilweise quer durch die Republik zum nächsten DJ-Set.

Zum Spaß an der schwarzen Scheibe gehört auch die Art des mechanischen Abspielens. Sie ähnelt im Vergleich zu den nüchternen Funktionsabläufen moderner Digitalgeräte fast schon einer kleinen Zeremonie und erhöht damit die Freude am Musik-Genuss zusätzlich. Von der Feinmechanik, mit der Plattenspieler den Schallplatten-Rillen Töne entlocken, ging schon immer eine besondere Faszination aus. Das belegt die heute noch große Auswahl an High-End-Plattenspielern, die ihre Käufer mit demonstrativ zur Schau gestellter Präzision und beeindruckender Optik begeistern. Die aufwändigsten dieser Analog-Maschinen, die zu Preisen bis 50.000 Euro gehandelt werden, gehören auch regelmäßig zu den Blickfängern auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) – etwa im Rahmen der teuersten HiFi-Anlage der Welt, die schon seit vielen Jahren zu den spektakulärsten Exponaten der Messe unter dem Funkturm zählt.

Neben dem Trend zu Luxus-Geräten der High-End-Klasse gibt es aber auch eine interessante gegenläufige Entwicklung: Selbst die Anbieter von Nobelmarken bauen heute auch wieder Plattenspieler zu erschwinglichen Preisen. Schon für 200 Euro gibt es bereits einfache Modelle mit tadellosem HiFi-Klang – für alle, die sich die Freude am Vinyl erhalten möchten, ohne dazu ein Vermögen ausgeben zu müssen.


Geben Sie uns Ihren Kommemtar zu dieser Meldung!

You must be logged in to post a comment.

 
Folge uns auf Twitter Folge uns auf Twitter